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Moviesite.de-Kritik aus dem Jahr 1998

Der schmale Grat

USA 1998 (The Thin Red Line)

Regie: Terrence Malick

Inhalt

Guadalcanal, eine kleine unbedeutende Insel im Südpazifik. Keiner würde dieses Eiland kennen, wenn nicht der zweite Weltkrieg ausgebrochen wäre. Mit einem Schlag verwandelte sich dieses nutzlose Gebiet zum strategisch wichtigen Punkt, denn wer den Flugplatz auf dieser Insel besitzt, hat gleichzeitig die Kontrolle über den Luftraum im Umkreis von 1000 Meilen. Dies haben auch die Amerikaner erkannt und wollen deshalb die von japanischen Streitkräften eroberte Insel zurückgewinnen. Ein Frachtschiff mit mehreren 100 Soldaten wird losgeschickt, um dieses Vorhaben durchzuführen. Obwohl bei den Soldaten von Kriegsbegeisterung nichts zu spüren ist und sie schlimme Befürchtungen haben, gestaltet sich die Operation zunächst angenehm. Bei strahlendem Sonnenschein durchstreifen der Trupp eine herrliche, farbenfrohe Dschungellandschaft, ohne auf Widerstand zu stoßen. Dies ändert sich jedoch schlagartig als das Ziel, der Flugplatz, immer näher rückt. Eine Hügelkette scheint unüberwindbar, da keinerlei Deckung (außer hohes Gras) vorherrscht und oben der Hügel mit japanischen MG-Nestern praktisch übersät ist. Für Lieutenant Colonel Gordon Tall (Nick Nolte) gibt es allerdings keinen Rückzug. Schon lange im Militär wurde er bei Beförderungen immer wieder übergangen. Jetzt bietet sich für ihn die einmalige Gelegenheit sich auszuzeichnen und zu zeigen, daß er ein sehr guter Kommandant ist. Ohne Rücksicht auf Verluste befielt er die Erstürmung der Hügelkette. Das sinnlose Sterben seiner Truppe kann Vorgesetzter Captain James Staros (Elias Koteas) nicht mit ansehen. Bei einem erneuten Angriffsbefehl von Lieutenant Colonel Tall widersetzt er sich...

Kritik

'Der Soldat James Ryan' hat die Meßlatte für Antikriegsfilme ein gutes Stück höher gesetzt. Zu hoch für 'Der schmale Grat', wie sich bald herausstellt. Während bei Steven Spielbergs Film der Zuschauer brutal ins Geschehen geworfen wird, versucht Malick genau den umgekehrten Weg und geht damit baden. Zu lange meint man im falschen Film zu sitzen: Zwei Deserteure vergnügen sich auf einer einsamen Insel und auch auch danach erinnert zunächst Nichts an einen (Anti)-Kriegsfilm. Die Soldaten laufen anfangs durch eine herrliche Landschaft die in sehr schönen Bildern dargestellt wird. Immer wieder schwenkt die Kamera vom eigentlichen Geschehen ab und man fühlt sich beinahe wie in einem Naturfilm. Grundsätzlich klingt diese Dramaturgiewahl (schöne, heile Welt wird vom grausamen, in diese Natur nicht hingehörende Krieg abgelöst) zwar vielversprechend, will bei der Schmale Grat' allerdings nicht so recht funktionieren. Zum größten Teil liegt das an der eben erwähnten aufdringlichen, viel zu stark vom Thema abschweifenden, Naturdarstellung. Die Einleitung ist zudem einfach viel zu lang geraten. Was jedoch am meisten stört: Die Kampfhandlungen werden immer wieder von Gedanken der Soldaten und Stimmen aus dem Off unterbrochen. Der Inhalt dieser Sätze aus dem Hintergrund ist stellenweise derart philosophisch oder poetisch, so daß diese 'abgehobenen Phrasen' schwer nachvollziehbar sind und damit nicht gerade dazu beitragen, die Grausamkeit des Kriegs hervorzuheben. Zudem wird der Film dem Prädikat "ANTI-Kriesfilm" nicht immer (zwar fast, aber...) gerecht und erinnert an Kriegsfilme der 60er und 70er Jahre. Trotz Allem ist 'Der schmale Grat' nicht so schlecht wie man bis jetzt meinen könnte. Die Kriegsdarstellungen sind gut bis sehr gut inszeniert, wenn auch zweifellos von 'Der Soldat James Ryan' inspiriert (verwackelte Bilder, Blutspritzer auf der Kamera...). Des weiteren kann man dem Film keine stupide 'Schwarz-Weiß-Malerei' (Gut gegen Böse) vorwerfen: Auch die GIs verhalten sich nicht immer moralisch einwandfrei. Am besten gefallen bei 'Der schmale Grat' die Schauspieler, die durchweg einen soliden Eindruck machen. Nick Nolte fällt hier sogar im positiven Sinn aus der Rolle. Er liefert eine wirklich brillante Leistung als skrupelloser Lieutenant Colonel ab. Wenn der Film einen Oskar verdient hätte, dann Nick Nolte als bester Darsteller. (doch gerade in dieser Kategorie ist der Film NICHT nominiert!).
Kurz gesagt: Ein mittelmäßiger Antikriegsfilm, der sowohl positive (Nick Nolte) als auch negative ('Naturfilm') 'Ausreißer' hat.

JörnEine Kritik von Jörn
Oscar-Nominierungen:
Blu Ray
16
Der schmale Grat
			(1998) on IMDb