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Moviesite.de-Kritik aus dem Jahr 1998

23 - Nichts ist so wie es scheint

Deutschland 1998 (23)

Regie: Hans-Christian Schmid Darsteller: August Diel

Inhalt

Karl Koch (August Diel), Schüler aus Hannover und aus "gutem Hause" kommend, bricht aus diesem "Spießerleben" aus. Er demonstriert gegen Atomkraftwerke und rebelliert gegen sein Elternhaus bzw. gegen seinen Vater. Als dieser plötzlich stirbt und Karl Geld erbt, zieht der Schüler von zu Hause aus und genießt das Leben. Er feiert eine Party nach der anderen und geht mit seinem Vermögen gelinde gesagt "großzügig" um. Neben Partys hat Karl noch ein zweites Hobby: Computer. Speziell das Eindringen in fremde Großrechner bereitet ihm einen Heidenspaß. Durch einen Auftritt auf der Computermesse CeBit werden auch andere auf Karls Computerfähigkeiten aufmerksam: Drogendealer Pepe (Dieter Landuris) und Ex-Computerspezialist Lupo (Jan-Gregor Kremp) schlagen Karl und dessen Freund David (Fabian Busch) vor, in westliche Großrechner einzudringen und dort Daten für den KGB zu stehlen. Da Partys Geld kosten und Karl auch noch seinen Drogenkonsum bezahlen muss, willigen die beiden Hacker ein. Nacht für Nacht beschaffen sie Daten aus dem Computernetz, die Pepe in Ostberlin für viel Geld an den KGB verkauft. Obwohl es sich meistens um frei zugängliche Informationen handelt, scheint der russische Geheimdienst zufrieden zu sein. Das ständige "durchmachen" vor dem Computer fordert seinen Preis: Um den fehlenden Schlafentzugs zu kompensieren, konsumiert Karl immer mehr Kokain. Der immer größer werdende Drogenverbrauch lässt die Grenzen zwischen Realität und Fiktion für Karl mehr und mehr verschwinden und er beginnt unter immer größer werdenden "Verfolgungswahn" zu leiden. Zum Teil wird Karl zwar wirklich vom BKA verfolgt, seine (unbegründete) Angst ernährt sich aber hauptsächlich aus dem Buch "Iluminatus". Dieser Roman, von dem Karl regelrecht besessen ist, handelt von einer Weltverschwörung, bei der die Zahl 23 und deren Quersumme 5 eine entscheidende Rolle spielen. "Bewiesen" wird die Verschwörung der Illuminaten damit, dass ja im wirklichen Leben diese Zahlen anscheinend eine wichtige Rolle spielen. (Sterbedaten wichtiger Leute, "Ernte 23", Chanel No 5"...) Karl steigert sich immer mehr in diesen Wahn und glaubt tatsächlich an eine Weltherrschaft der Illuminaten....

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Kritik

Dieser deutsche Film hat keine Action, ist keine Komödie und hat selbst nach deutschem Maßstab keine Stars. Wenn man jetzt auch noch hinzufügt, dass dieser Streifen im Grunde eine Biografie einer Person ist, die wirklich existiert hat, dann kann man den Film doch sowieso gleich vergessen. Weit gefehlt. '23' ist zwar kein Meisterwerk, doch aber ein sehr gutes Kinoprogramm. Mit geringem technischem Aufwand wird zwar 'nur' die Geschichte des Karl Koch wiedergegeben, dies allerdings in gelungener Art und Weise. Es ist einfach ein spannendes und bewegtes (kurzes) Leben, das dieser Hannoveraner Schüler gelebt hat. Gelungen wird geschildert, wie Karl Koch gegen seinen Vater rebelliert, nur noch Partys feiert, vor dem Computer sitzt und wie das Kokain und das Buch "Illuminatus" ihm in einer Scheinwelt leben lassen und letztendlich zugrunde richten. Die Bedeutung der Zahl 23, die das Leben von Karl Koch prägt, wird hier und da geschickt hervorgehoben und man ist im ersten Moment durchaus verblüfft über das häufige Auftreten dieser Nummer. (Karl Koch stirbt dann auch (zufällig(?) am 23. 5.). Ob Wirklichkeit oder von den Filmemachern frei erfunden: Stellenweise ist der Film einigermaßen humorvoll, wie z. B. die absolut naive Kontaktaufnahme mit dem russischen Geheimdienst ("Ich will zum KGB"). Auch wenn das Zentralthema des Films die Arbeit für den KGB, also das "hacken" ist, ein Hackerfilm ist 23 bei Leibe nicht. Diesbezügliche Hoffnungen werden schnell zunichtegemacht, da diese Materie nur oberflächlich behandelt wird. Die beiden Hauptdarsteller des Films, August Diel und Fabian Busch, bis dato ziemlich unbekannt, können in ihren Rollen überzeugen, allerdings bleibt abzuwarten, ob es sich nicht (wie so oft) um "Eintagsfliegen" gehandelt hat. Abschließend bleibt nur noch zu sagen, dass 23 ein recht guter Streifen ist, der nur von der spannenden Erzählung der Biografie des Hackers Karl Koch lebt. Genau dies ist meiner Meinung nach der richtige Weg des deutschen Films, um vom "Beziehungskomödien-Image" wegzukommen. Man soll sich nicht in Dinge stürzen, die Hollywood viel besser kann (Action...) sondern einen Film mit passabler Story produzieren. Um dann ein guter Film zu werden, sind nicht einmal Stars -siehe eben 23- nötig.
Kurz gesagt: Ein wirklich guter deutscher Film, der überraschenderweise keine Komödie ist. Ohne große Stars und technischen Aufwand wurde eine spannende Handlung gut inszeniert.

JörnEine Kritik von Jörn
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23 - Nichts ist so wie es scheint
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