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Moviesite.de-Kritik

Der Rote Baron

Deutschland 2008

Regie: Nikolai Müllerschön Darsteller: Matthias Schweighöfer

Inhalt

Er ist der absolute Star unter den Jagdfliegern des 1. Weltkrieges: der deutsche Flieger Manfred Freiherr von Richthofen (Matthias Schweighöfer). Obwohl er bzw. seine Fliegerstaffel ständig mit Gefahr eines Abschusses und somit dem Tod konfrontiert werden, sehen alle - zumindest anfangs - den Krieg eher als eine Art "Spiel" bzw. Wettkampf. Ganz klar steht die Fliegerei im Vordergrund, der Rest wird eher ausgeblendet. Zudem wird Richthofen immer mehr von der militärischen Führung als "Star" für Propagandazwecke missbraucht, um die Bevölkerung von den Schrecken des Krieges abzulenken. Mit der Zeit - und auch durch die Liebe zur Krankenschwester Käte - kommen dem Fliegerass aber immer mehr Zweifel, trotzdem ändert das nichts an seiner Haltung zur Fliegerei, sodass er immer wieder in sein Flugzeug, einen roter Dreidecker Fokker Dr.I, steigt...

Kritik

Das Fazit gleich mal zu Anfang: "Der Rote Baron" ist einer der schlechtesten Filme, die ich je im Kino gesehen habe (es gibt schon viel schlechtere Filme, aber dafür habe ich kein Geld an der Kinokasse geopfert).

Warum ist der Film so schlecht? Das fängt schon bei der Story an, denn man stellt sich andauernd die Frage: Um was geht es eigentlich in dem Film? Die Grundidee ist noch einigermaßen klar, die ist auch nichts Besonderes, sondern wurde von Filmen wie Titanic oder Pearl Harbour geklaut kopiert inspiriert: Ein reales, historisches Ereignis wird mit einer fiktiven Liebesgeschichte verbunden. So weit so gut, es hapert aber leider an der Umsetzung – und zwar gewaltig. Was will der Film eigentlich sein: Ein Liebesfilm? Wohl eher nicht, dafür ist die Liebesgeschichte viel zu oberflächlich und unglaubwürdig. Ein (Anti-)Kriegsfilm? Dafür gibt’s zu wenig "Kriegsszenen", auch wird der Schrecken des Krieges selten und dann nur oberflächlich dargestellt. Manfred von Richthofen durchlebt zwar einen Wandel und "hinterfragt" letztendlich den "Sinn des Krieges", aber das geschieht, ja richtig geraten – nur oberflächlich. Es gibt wohl kein besseres Wort, welches den Film "Der Rote Baron" treffender beschreiben könnte als "oberflächlich": Alles wird irgendwie nur angekratzt aber nicht richtig zu Ende geführt. Aber vielleicht will der Film ja ein Actionfilm sein, ein Blockbusterkino nach dem Motto "Pfeif‘ auf die Handlung, der Film ist dafür unterhaltsam und spannend". Nein, ein Actionfilm ist "Der Rote Baron" nun wirklich nicht. Spannung kommt so gut wie nie auf. Bezeichnend: Der Abschuss bzw. Tod der Hauptfigur "Manfred von Richthofens" wird nicht mal dargestellt, dafür wir dem Zuschauer dann lang und breit gezeigt, wie ein Auto auf einer Wiese rumtuckert…

Aber halt, es gibt auch was Positives zu berichten: Die Flugszenen sind aus technischer Sicht wirklich sehr gut gemacht und die am Computer erstellten Flugzeuge wirken durchaus realistisch. Aber gute Technik hin oder her: Wenn die "Kampf-Choreografie" nicht stimmt, nützt das alles nichts, denn Spannung kommt auch bei den Luftkämpfen nicht auf. Es wird nur wild hin und her "gezappt", wer wen warum gerade verfolgt oder abschießt ist dadurch sehr oft unklar. Okay, aber wie wär’s dann mit einer Art „Historienfilm“? Nein, auch gaaaaanz kalt, eher im Gegenteil, denn hier schießt der Film den Vogel ab: Klar, der Film ist in ein historisches Ereignis eingebettet und erklärt einige der vorkommenden Personen der Zeitgeschichte im Abspann. Aber eins muss man mir mal erklären: Wieso taucht im Film ein Pilot namens „Döhring“ auf und wieso wird im Abspann z. B. die Biografie vom Flieger Udet nicht eingeblendet? Meine Vermutung: Richthofens Fliegerstaffel wird vor allem am Schluss des Filmes sehr positiv dargestellt und es soll suggeriert werden, dass das doch eigentlich alles gute Leute sind. Da passt es dann nicht ins Bild, das in dieser Staffel aber u. a. auch einer der späteren Nazigrößen, Hermann Döhr ähh Göhring, mitgeflogen ist. Diese Tatsache wird dann eben einfach verschwiegen bzw. der Name geändert. Aber dann kann man sich auch diese Pseudodokumentation im Abspann schenken.

Man kann den Film - wie gesagt - absolut nirgendwo einordnen, ein guter Genremix ist er aber leider auch nicht geworden. Während die technische Umsetzung noch durchaus brauchbar ist, ist der Rest ein Griff ins Klo, denn es kam leider nur ein oberflächlicher, langweiliger und mit dämlichen Dialogen (Richthofen zur Krankenschwester: "Du bist mein größter Sieg") durchzogener Film dabei raus. Wen das Thema "Erster Weltkrieg" interessiert: Der Film "Manfred von Richthofen – Der rote Baron" aus dem Jahre 1971 ist durchaus zu empfehlen und auch der aktuellere Film "Flyboys" ist zumindest um Längen besser als dieser Film. Schade, wieder mal hat es ein deutscher Film geschafft, mich zu enttäuschen. Filme wie "23 - Nichts ist so wie es scheint" oder "Das Experiment" bleiben leider weiterhin die Ausnahme…

JörnEine Kritik von Jörn
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Der Rote Baron
			(2008) on IMDb